Psychotherapeutische Praxengemeinschaft

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Corona-Virus: Wie wir gelassen mit der Angst umgehen können

(übermittelt von Joseph Ciarrochi, Professor für Psychologie, Sidney, Australien)

Wir erleben gegenwärtig eine gewaltige Bedrohung, die große Angst bereiten kann. Wir haben eine globale Pandemie und Angst ist eine natürliche Reaktion darauf. Wir können uns Angst als eine Botschaft vorstellen, die uns erzählt, dass etwas potentiell Schlimmes geschehen könnte und dass wir etwas dagegen tun müssen.

Aber warum können manche Menschen in schwierigen Zeiten so schlecht damit umgehen?

Weil sie Angst nicht einfach als Botschaft verstehen, sondern als etwas an sich Schlechtes. Sie hassen die Angst und unternehmen eine Menge sinnloser Dinge, um sie loszuwerden.

Es ist wie wenn sie eine unerwünschte Nachricht, die sie auf ihrem Handy empfangen, und deshalb das Handy zerstören. Und dann zerstören sie auch noch die Handys der anderen.

Menschen gehen auf zweierlei Art schlecht mit Angst um.

Entweder leugnen sie die reale Bedrohung total oder vermeiden sie vollständig. Sie wollen keine Angst haben, und daher spielen sie die Pandemie herunter und verharmlosen sie, unternehmen auch keine Schutzmaßnahmen. Solche Menschen bringen sich und andere in Gefahr bezüglich einer Corona-Infektion.

Der zweite ineffektive Weg, auf Angst zu reagieren, besteht in Überreaktionen und vielfältigem Aktionismus, die uns selbst und andere schaden, aber keinen wirklichen Schutz geben. Klopapier zu horten ist eine Überreaktion, die unsere Sicherheit wahrscheinlich nicht erhöht. Wir können auch auf Angst übertrieben reagieren, indem wir destruktive Dinge machen, wie z.B. zu versuchen, Gedanken an die Pandemie zu unterdrücken oder durch vermehrten Konsum von Alkohol, Essen oder Medienkonsum der Angst zu entkommen versuchen, sie können sich auch in Wut steigern, um ein Gefühl der Kontrolle zu bekommen, oder sich die ganze Zeit Sorgen machen. Es gibt Tausende von Wegen, auf Angst in destruktiver Weise zu reagieren.

Die Forschung ist in dieser Hinsicht ganz klar: Wenn wir versuchen, Angst zu leugnen, zu vermeiden oder darauf überzogen reagieren, dann wird die Angst umso schlimmer.

Die Menschen, die auf die Angst angemessen reagieren, sind diejenigen, die Charakter zeigen. Sie machen all die sieben Dinge, die nachfolgend beschrieben sind. Sie tun, was erforderlich ist, um sich und andere zu schützen und sie lassen sich nicht auf Verleugnung oder überzogene Reaktionen ein. Sie tun genau das, was erforderlich und notwendig ist - nicht mehr und nicht weniger.

Sieben Empfehlungen für eine realistische und gesunde Haltung

  1. Schließen Sie Frieden mit Ihrer Angst. Ihre Angst ist einfach Ihr Körper, der Ihnen sagt, dass Sie vorsichtig sein sollen. Versuchen Sie nicht Ihre Angst zu bewältigen, indem Sie die Gefahr leugnen oder vermeiden. Sie sollten auch nicht versuchen, ihre Angst zu bewältigen, indem sie auf sie überzogen reagieren. Geben Sie der Angst in Ihrem Körper Raum. Wenn Sie nicht dagegen ankämpfen, wird sie wird kommen und gehen wie das Wetter. Wenn es nützt, machen Sie Achtsamkeitsübungen, die es Ihnen ermöglichen, Angst auf achtsame und nicht abwehrende Weise zu erfahren.

  2. Machen Sie sich bewusst, was Ihnen sehr wichtig ist. Wenn Sie wissen, was Sie wertschätzen oder was Ihnen wirklich wichtig ist, sind Sie in der Lage, klar und entschieden zu handeln. Für die meisten Menschen ist es ein Wert, mit anderen verbunden zu sein, zu geben, aktiv zu sein, sich selbst zu fordern oder sich Herausforderungen zu stellen und die kleinen Dinge des Alltagslebens zu begrüßen. Was ist es, das Sie wertschätzen? Führen Sie Ihre wertgeschätzten Aktivitäten mit Engagement aus, auch wenn wir in einer Welt leben, die massiv bedrohlich ist und in uns Ängste auslöst. Menschen mit Charakter sind jene, die beherzt bei ihren Werten bleiben, auch wenn sie Angst haben.

  3. Machen Sie sich bewusst, dass es in gefährlichen Zeiten auch Chancen gibt. Das Corona-Virus konfrontiert Sie mit Gefahren und wird die Art, wie Sie leben, verändern (wenigstens zur Zeit). Aber nicht alle Veränderungen müssen negativ sein. Vielleicht ist das Virus ein Weckruf, um Sie daran zu erinnern, dass Sie jetzt am Leben sind und dass es Menschen gibt, um die Sie sich kümmern und denen Sie mit Liebe begegnen können. Gefahr ist schon immer um uns herum dagewesen, aber wir haben sie oft nicht wahrgenommen. Wir haben nicht jeden Tag daran gedacht, dass wir einen Unfall haben oder unsere Gesundheit oder unseren Job verlieren können. Diese Dinge waren unsichtbar. Nun da die Angst Sie aufgeweckt hat, können Sie beginnen, sich neue Fragen in Bezug auf Ihr Leben stellen. Gibt es Möglichkeiten, wie Sie Ihr Leben zum Besseren wenden können? Können Sie zum Beispiel mehr Zeit mit Ihrer Familie verbringen? Können Sie nach neuen Wegen Ausschau halten, um sich persönlich weiterzuentwickeln oder Ihre Beziehungen zu verbessern?

  4. Fokussieren Sie auf das, was Sie im Moment tun können. Menschen sind gut darin, sich zu sorgen und vorzustellen, wie die Dinge furchtbar schief gehen können. Es ist völlig in Ordnung, sich zu sorgen, das ist normal. Wir machen uns Sorgen, um Probleme zu lösen und Gefahren so gut wie möglich auszuschließen. Leider hat das sich Sorgen nur begrenzte Wirkung: Es kann Gefahren nicht wirklich beseitigen. Irgendwann, wenn wir die bestmöglichen Handlungen ergriffen haben, um uns zu schützen, müssen wir das sich Sorgen aufgeben und direkt im Hier und Jetzt leben. Fokussieren Sie auf das, was Sie tun können, um Ihr Leben zu verbessern, sich selbst was Gutes tun oder Freundschaft oder Liebe auszudrücken.

  5. Bleiben Sie in Verbindung. Eins der besten Dinge, die Sie tun können, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, besteht darin, körperliche Distanz zwischen Ihnen und den anderen herzustellen. Denken Sie aber daran, dass körperliche Distanz nicht dasselbe ist wie psychologische Distanz. Sie können sich einer Person psychologisch nahe fühlen, auch wenn sie Hunderte von Kilometern entfernt ist. Und Sie können sich von jemand entfernt fühlen, auch wenn er direkt neben Ihnen steht. Während dieser Zeit der körperlichen Isolation ist es wichtig, psychologische Nähe zu Menschen zu haben. Es kann zusätzlichen Aufwand erfordern, jemand anzurufen oder mit ihm online zu chatten. Wir wissen, das Menschen soziale Verbundenheit im selben Maße brauchen wie Nahrungsmittel. Forschungsergebnisse zeigen, dass Einsamkeit ein ebenso großer Risikofaktor für die Gesundheit ist wie Übergewicht und das Rauchen von 10 Zigaretten täglich.
    Vor dem Ausbruch von Corona haben Sie möglicherweise soziale Verbindungen durch Kontakte und Begegnungen in der Öffentlichkeit geführt. Nun müssten Sie sich bewusst darum bemühen, auf andere Weise mit Menschen in Kontakt zu kommen. Ihre Gesundheit hängt davon ab.

  6. Seien Sie gütig. Wenn Menschen unter Stress geraten, neigen sie manchmal dazu, egoistisch zu werden. Wir können auf unseren Stress reagieren, indem wir egoistisches Horten zeigen, z.B. alles verfügbare Klopapier oder Nudeln kaufen. Wir mögen feindselige Gefühle anderen gegenüber hegen, die offenbar mehr Vorteile haben oder die uns Ware wegzuschnappen scheinen, die knapp ist. Schnell können wir misstrauisch, verärgert und aggressiv werden. Wir wissen, dass solche negativen Emotionen unser Immunsystem belasten und ironischerweise uns noch mehr krankheitsanfällig machen können. Es gibt eine einfache Lösung für dieses Problem: Handeln Sie mit Güte und Freundlichkeit. Seien Sie großzügig. Dies wird nicht nur Ihren Mitmenschen freundlicher und großzügiger machen, sondern es wird Sie selbst glücklicher und gesunder machen. Forschungsergebnisse zeigen, dass gutherziges Verhalten Ihr Wohlbefinden verbessert.

  7. Denken Sie daran, dass all dies vorübergehen wird. Die Forschung zeigt, dass Menschen notorisch schlecht darin sind, wenn sie vorhersagen sollen, wie lange ein negatives Ereignis sie beeinträchtigen wird. Menschen erholen sich von negativen Ereignissen viel schneller als sie denken. Denken Sie an einige der größeren Katastrophen der letzten 20 Jahre und wie wir Menschen in der Lage waren, uns davon zu erholen und die Katastrophen in die Vergangenheit zu stecken. Egal wie schlimm die Dinge momentan erscheinen, denken Sie daran, dass wir Menschen uns davon erholen und das Leben wieder besser wird.